Vacationer827232
1. Juli 2024
Das Hotel erinnert an die Zeit, als die Urlauber noch in Bussen an die Costa del Sol transportiert wurden, weil Fliegen für viele unerschwinglich war. Für den neu aufkommenden Massentourismus waren in aller Eile diese einzigartigen architektonischen ABL-Fertigungen überall hingesetzt worden: Häuser aus Asbest, Beton, Laminat. Der einzige Luxus: der Sonnenschein draußen. Das Ibis am Flughafen Marseille hat die Jahrzehnte seither offensichtlich weitgehend unverändert überstanden - mit einer Ausnahme: Pflegten Zimmer damals 30 Mark zu kosten, liegt der Preis nun bei 149 Euro die Nacht. Dafür erwarten die Stunden-Gäste, die die Zeit zum Abflug oder nach der Landung überbrücken, Flure mit diesem seltsamen Geruchsmisch der nahe demMaschinenraum gelegenen Kabine alter Ärmelkanalfähren: Schweiß und Öl. Die Teppiche aus den 70er wellen sich unter den Schritten der tausenden verzweifelten Gäste, die auf die Kunstfertigkeit guter Fotografen hereingefallen sind. In den Zimmern sorgt der abgenutzte Laminatboden für genug Grip gegen Rutschgefahr. Die Handtücher zeugen von Millionen Waschgängen seit den 70ern, das Furniermobiliar von kostenbewusster Ausstattung so als sei beim Bau die Bestimmung nie ganz klar gewesen: Zelle oder Zimmer. Bei der Abreise überkommt den Gast der seltsame Wunsch, die Betreiber mögen bald ein Einsehen haben und eine letzte feierliche Besucherin zur krachenden Party bestellen: die Abrissbirne.